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Neun Dinge, an denen man den Kieler Höhenflug erkennt

Holstein Kiel hat in den letzten Wochen einen regelrechten Lauf hingelegt. Seit nunmehr 14 Spielen sind die Störche ungeschlagen. Doch der derzeitige dritte Platz lässt in den Reihen der Kieler Spieler und Funktionäre noch keine Euphorie entstehen. Ganz anders sieht es bei den Fans aus, die davon träumen, Holstein Kiel nächste Saison in der zweiten Liga begleiten zu können. Unlängst ist für viele Kieler klar: Wir steigen auf! BTB-Reporter Norwin Heister hat einige Indikatoren für den Kieler Höhenflug in der Stadt ausgemacht und präsentiert sie Euch im folgenden Stück.

Foto: calcio-culinaria.de

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  • Karten-Tohuwabohu vor dem Kieler Saisonfinale

Als bekannt gegeben wurde, dass die Karten für das letzte Saisonspiel gegen die Stuttgarter Kickers nach dem Heimspiel gegen Chemnitz in den freien Verkauf gehen würden, liefen einigen Kieler Fans bereits die ersten Schweißperlen über die Stirn. Zu Recht. Bereits 15 Minuten vor Abpfiff der Partie verließen die ersten Zuschauer das Stadion, um sich einen vermeintlich guten Platz in der Schlange und somit die Chance auf die Tickets (maximal vier pro Käufer) zu sichern. Es kam wie es kommen musste: Zuschauerströme durchtrennten nach Abpfiff die Schlangen vor den Ticketcontainern, viele Wartende fühlten sich durch verpönte Vordrängler um ihren Platz gebracht. Ein Durcheinander, das sich so schnell nicht auflösen sollte. Das Resultat für viele Fans: Eine dreiviertel Stunde im Regen warten. Und das für Holstein-Tickets. Das hatte es seit dem sagenhaften DFB-Pokal-Lauf vor wenigen Jahren nicht mehr in Kiel gegeben. Achja: Das Spiel ist übrigens längst ausverkauft. Bis auf den letzten Platz. Der Schwarzmarkt floriert derzeit – zum Leidwesen der Fans, die leer ausgegangen sind. Für die gibt es jetzt bei eBay Kleinanzeigen Karten zu Preisen zwischen 50 Euro und 85 Euro – pro Stehplatz versteht sich.

  • Die Medienpräsenz

Die Berichte über Holstein Kiel haben in den letzten Wochen und Monaten extrem zugenommen. Immer öfter ließt man Interviews und Berichte über Holstein Kiel – auch abseits der Kieler Sportlandschaft. Radiosender führen früh morgens um 6 Uhr Interviews mit dem Trainer, diverse Fernsehsender sind mittlerweile bei jedem Heimspiel dabei. So durften sich Holstein-Fans in den letzten Wochen vermehrt über Berichterstattung in der Sportschau oder auch über Live-Übertragungen von den Spielen freuen. Der NDR widmete den Störchen zuletzt auch eine viertelstündige „Sonderreportage“ über den möglichen Zweitligaaufstieg und anstehende Veränderungen. Demnächst gibt’s hier bei uns auch noch das große Neitzel-Interview. Sogar in Bild und Ton.

Ausnahme-Abend.Hier ein erster Ausschnitt vom etwas anderen Treffen mit Kiels Trainer Karsten Neitzel. Auf die Vollversion (circa 30 Minuten) müsst ihr allerdings noch ein paar Tage warten. Der Schnitt und so. Echt Arbeit! Aber das wird ’n Ding!

Posted by BLOG-TRIFFT-BALL on Montag, 30. März 2015

  • Fan-Entwicklung

Der Kieler Zuschauerschnitt lag in der letzten Saison noch bei 5400 Besuchern pro Spiel. Bis zum heutigen Zeitpunkt können die Kieler einen Zuschauerschnitt von 5940 Fans aufweisen. Rund 600 Fans pro Spiel mehr zeigen, dass die Kieler Bock auf Holstein und guten Fußball haben. Offensichtlich konnten die Störche mit ihrem hervorragenden Saisonverlauf bereits einige neue Zuschauer ins Holstein-Stadion locken. Holstein betreibt derzeit Eigenwerbung und das ziemlich erfolgreich. Und die Tendenz geht weiter nach oben, denn für das Spiel gegen Fortuna Köln gibt es nur noch wenige Karten – das letzte Heimspiel ist, wie bereits erwähnt, mittlerweile komplett ausverkauft.

  • Stadtthema Nummer eins

Der mögliche Aufstieg ist Gesprächsthema. Egal ob beim Bäcker, im Bus, auf der Arbeit oder am Stammtisch im Sportheim. Holstein ist derzeit in aller Munde. Die ganze Stadt weiß um die große Chance, die sich für die Störche momentan durch ihre durchweg guten Leistungen in der Dritten Liga eröffnet. Hitzige Diskussionen, ob Kiel bereit sei für Liga Zwei, euphorische Fans, die Auswärtsfahrten nach Duisburg oder Bielefeld planen und ältere Herren, die sich voller (Vor-)Freude an alte Zweitligazeiten erinnern – an jeder Ecke. Die Fans sind bereit für Liga Zwei.

  • Merchandising

Pünktlich zum Saisonendspurt hat der Citti-Markt ein neues Holstein-Fanshirt in den Verkauf gebracht: „Holstein rockt“ prangert dort auf der Brust. Zunächst war das Shirt nur in der Holstein-Farbe blau erhältlich. Seitdem die Fans jedoch das Motto „alle in rot“ für die wichtige Auswärtsfahrt nach Duisburg bekannt gegeben haben, hat Citti schnell reagiert und die Shirts nochmal in rot nachproduzieren lassen. So etwas gab es zuletzt zum Drittligaaufstieg oder dem sensationellen DFB-Pokalverlauf.

  • Der THW rückt in den Hintergrund

Klar für viele ist der THW Kiel als eine der weltbesten Handballmannschaften noch immer das Maß aller Dinge, wenn es um Kieler Leistungssport geht. Doch momentan gehört Holstein Kiel die Aufmerksamkeit der Stadt. Die fast schon als normal geltende Titeljagd des THW muss vor dem möglichen Zweitligaaufstieg der Störche zurückstecken. Das haben sich die Störche jedoch auch hart erarbeitet. Und den THW wird es kaum stören, den aufstrebenden Störchen die Aufmerksamkeit zu überlassen. Jedenfalls für kurze Zeit.

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  • Wachsende Fan-Zahlen in den sozialen Medien

Von Januar bis heute konnten die Kieler Facebook-Präsenz rund 7.000 neue Gefällt-Mir-Angaben sammeln. So ging es von rund 22.000 Fans auf 29.000 Fans. 30 Prozent Zuwachs in fünf Monaten – das schafft nicht jeder Drittligist. Ein weiteres Indiz für die Wahrnehmung und die Aufmerksamkeit, die den Störchen derzeit nicht nur in Kiel, sondern auch deutschlandweit entgegengebracht wird. Und auch der hauseigene Live-Ticker, der in Kooperation mit den Kieler Nachrichten betrieben wird, hat schöne Zahlen zu präsentieren. So waren im Heimspiel gegen Regensburg knapp 10.000 Leute per Live-Ticker beim Match dabei. Zum Vergleich: Einen Monat zuvor spielte Holstein zu Hause gegen Dynamo Dresden. Hier verfolgten „nur“ 6750 Leser das ungleiche Duell. Bei den Auswärtsspielen gegen Halle (10.577 Leser) und Bielefeld (9015 Leser) bestätigte sich dieser Trend trotz Live-Übertragungen durch den NDR/MDR nochmals.

  • Neue Fans

Wie oben bereits kurz angesprochen, hat es Holstein Kiel geschafft, kontinuierlich neue Zuschauer ins Stadion zu bewegen. So auch Freunde von mir, die sich bisher nicht so wirklich für den unattraktiv wirkenden Drittligafußball begeistern konnten, jetzt aber, nach wenigen Spielen, bereits Feuer und Flamme für Holstein Kiel sind. So ergeht es offenbar vielen Zuschauern. Das merkten die Kieler zuletzt auch bei dem Auswärtsgipfel in Bielefeld, bei dem rund 1500 Kieler Schlachtenbummler die Mannschaft unterstützten und schließlich mit dem späten Ausgleich in der 90. Minute durch Breitkreuz belohnt worden sind. Die Unterstützung durch die Fans ist für die Kieler ein ganz wichtiger Faktor im Aufstiegsrennen und möglicherweise nächste Saison im Abstiegskampf in der zweiten Liga.

  • Kiel lebt Holstein

In Kiel schaut man ganz genau auf seinen Drittligisten. So ist dem ein oder anderen Fan auch schon der Mustache von Stürmer Manuel Schäffler ins Auge gestochen, der erst mit einer Niederlage wieder abrasiert werden soll. So gibt es bei Facebook sogar eine Seite mit dem Titel: „Mustache für Holstein Kiel“. Man ist also auch in Fan-Kreisen abergläubisch und lässt sich einen flotten Oberlippenbart stehen, bis Kiel eine Niederlage einstecken muss.

Norwin Heister

Der gebürtige Kieler mit natürlich gegebener Affinität zum Lokalmatador Holstein Kiel, ist 19 Jahre alt und macht gerade sein Abitur. Neben Heim- und Auswärtsspielen der KSV ist Norwin Heister gerne auch mal in den unteren Gefilden bis zur Kreisklasse unterwegs oder versucht sich selbst am Ball. Nach dem Betrieb eines eigenen Blogs, freut sich der angehende Bankkaufmann nun bei BTB über die Fußballgrößen des Nordens berichten zu dürfen.