Halil Savran: „Baumann ein richtig guter Fang für Hansa“
Halil Savran verließ den FC Hansa jüngst, um künftig bei der Liga-Konkurrenz aus Osnabrück zu spielen. Im Interview verrät der Offensivspieler, warum er zu Osnabrück ging, wie er auf seine Hansa-Zeit zurückblickt und was er von der neuen Sportlichen Führung der Rostocker hält.
Herr Savran, warum Osnabrück?
Der VfL Osnabrück hat sich in der Rückrunde sehr zeitig bei mir gemeldet und sein Interesse signalisiert. Das hat mir gefallen.
War es die einzige Möglichkeit?
Es gab zwar auch zwei, drei andere Optionen. Aber die Art und Weise, wie sich der Verein mir gegenüber verhielt, hat am Ende den Ausschlag gegeben. Zudem reizt mich das Umfeld. Auf das Stadion und die Stimmung freue ich mich. Insgesamt musste ich nicht lange überlegen, um mich für Osnabrück zu entscheiden.
Anders gefragt: Was es denn so einfach, den FC Hansa zu verlassen?
Es war kein einfacher Schritt. Am Ende gab es den Ausschlag, dass der FC Hansa erst sehr spät signalisiert hat, mit mir weiter machen zu wollen. Osnabrück war einige Wochen eher da. Für mich als Familienvater ist die Planungssicherheit entscheidend, also lag der VfL bereits früh in Führung. Zudem muss ich sagen, dass es mich beeindruckt hat, wie intensiv das Osnabrücker Trainerteam und das Management um mich geworben haben.
Sie wussten früh, dass es für Sie unabhängig vom Rostocker Klassenerhalt in der Dritten Liga weitergehen kann. Wie wichtig war es Ihnen trotzdem, dass der FC Hansa nicht absteigt?
Ich wollte mich nicht mit einem Abschied verabschieden. Das war mir verdammt wichtig. Genauso wie der Landespokalsieg, damit der Verein endlich wieder im DFB-Pokal antreten kann. Und ich glaube, ich spreche hier nicht nur für mich, sondern für alle anderen Jungs. Kein Spieler, der später den Verein verlassen hat, ließ sich hängen. Das sprach für unser Mannschaftsgefüge in der Rückrunde. Auch wenn wir uns in den letzten Spielen nicht mehr belohnen konnten.
Sie haben eine zu großen Teilen starke Rückrunde gespielt, vielleicht war es sogar Ihre beste Zeit in Rostock. Lag es am Trainer?
Ob sich meine Leistung in der Rückrunde jetzt so großartig vom ersten halben Jahr unter Andreas Bergmann unterschieden hat, weiß ich gar nicht. Ich vermute mal, so viel nimmt sich das gar nicht. Allerdings ist es richtig, dass Karsten Baumann seinen Teil zu meiner guten Form beigetragen hat. Wir kannten uns aus Aue, und das hat mir geholfen. Er wusste sofort, wie er mich zu nehmen hat, und ich, wie ich seine Anweisungen zu verstehen habe.
Sind Uwe Klein und Karsten Baumann Verantwortliche, denen Sie zutrauen, den Verein wieder nach oben zu führen?
Ja, ich denke schon. Besonders beim Trainer hat der FC Hansa einen richtig guten Fang gemacht. Um das zu sehen, reichten ja schon die Eindrücke der Rückrunde. Wie er uns im Vergleich zur Hinrunde neu aus- und überhaupt erst aufrichten konnte, ist hoffentlich niemandem entgangen. Karsten Baumann hat mit Sicherheit das Potenzial, diese Entwicklung fortzusetzen.
Den Klassenerhalt hat er mit der Mannschaft erreichen können. Ist es nicht ein komisches Gefühl, dass es ohne Ihr irreguläres Hand-Tor gegen Chemnitz vielleicht nicht gereicht hätte?
Was heißt komisch? Es ist wichtig, dass wir die Punkte bekommen haben. Und dafür habe ich alles investiert. Wer mich kennt, weiß aber, dass ich das nie absichtlich mit unfairen Mitteln tun würde. Dieses Hand-Tor, das ganz klar ein Handspiel war, habe ich in dem Moment gar nicht als solches wahrgenommen. Ich war davon überzeugt, dass ich das Tore mit meinem Oberschenkel erzielen konnte.
Sie haben in zwei Jahren alle Gefühlslagen an der Ostsee mitbekommen. Vom Aufstiegskandidaten zum Fast-Absteiger. Wie konnte das passieren?
Wir sind damals als Vierter in die Rückrunde gegangen, kamen dann aber überhaupt nicht mehr in die Spur. Angefangen hat alles mit der unglücklichen Niederlage in Stuttgart. Klar, wir verlieren vermeintlich deutlich mit 1:4. Aber wir gehen in Führung, spielen gar nicht so schlecht. Wer weiß, wie es läuft, wenn wir das Spiel gewinnen. Nach dieser Enttäuschung kamen wir jedenfalls nicht zurück. Und sind irgendwann so richtig in einen Negativkreislauf geraten.
Woran lag das?
Das kann ich gar nicht so genau sagen. Aber ich glaube schon, dass einfach zu viel von der Mannschaft erwartet wurde. Dass die Ziele nach dem starken halben Jahr von einigen Personen zu hochgesteckt wurden.
Zu Ihnen persönlich: Ihr Berliner Kumpel Steven Ruprecht sagte, dass Sie locker 120 Minuten Vollgas geben könnten, wenn es gefordert wäre. Laufen Sie so gerne?
Was heißt „gerne laufen“? Es gehört halt zu meinem Spiel. Ich komme aus einem kleinen Verein. Da gab es nicht diese Fußballerausbildung wie sie heutzutage in den Leistungszentren der Bundesligisten üblich ist. Also musste ich über den Einsatz und Kampf kommen. Nur so habe ich mir meine Karriere in der 2. und 3. Liga erarbeitet. Und dann gibt es natürlich noch die besonderen Erfolgsmomente. Beim Spiel gegen Fortuna Köln ist es mir ja endlich gelungen, das Anlaufen des Torhüters in ein Tor zu verwandeln, weil mich der Keeper angeschossen hat. Da läufst du gefühlt 1000 Mal diesen einen Laufweg, und dann funktioniert es einmal. Das war großartig und kam unerwartet. Vor allem motiviert es dich, immer weiter zu machen.
Ihre ehemaligen Trainer loben Sie dafür, so viel für die Mannschaft zu investieren. Ärgert es Sie, dass das viele Fans verkennen?
In erster Linie ist es ja wichtig, was der Trainer denkt. Und da habe ich immer ein gutes Feedback bekommen. Eben weil der Coach weiß, wie wichtig es ist, die Gegenspieler früh zu stören und ihnen den Schneid abzukaufen
Dennoch wurden Sie häufig von Fans kritisiert, die nicht wahrnehmen konnten, welchen Dienst Sie für das Team verrichten. Das muss einen doch belasten.
Anfangs hat es mich vielleicht etwas gestört. Aber das ging auch vorüber. Ich weiß ja, dass ich vor allem aufgrund dieser Stärken für Trainer interessant bin. Außerdem muss ich ja festhalten, dass ich das Tor auch ab und an treffe. So ist es ja nun nicht. (lacht)
Sie sind für viele Gegenspieler ein „ungeliebter“ Stürmer. Eben weil es wehtun kann. Haben Sie einen besonders harten Rivalen?
In der Dritten Liga spielt jeder Verteidiger hart. Und da muss sich ein Stürmer eben wehren, seine Position verteidigen. Im übertragenen Sinne die Ellenbogen ausfahren. Wobei es mir sehr wichtig ist, die Gegenspieler nicht zu verletzen.
Herr Savran, was haben Sie sich für die nächsten Karrierejahre vorgenommen?
Gesund bleiben. Gerade wenn man einige Male verletzt war, weiß man seine Fitness und Gesundheit viel mehr zu schätzen. Und der körperliche Zustand ist die Grundvoraussetzung für meine Leistung auf dem Platz. Und die möchte ich für den VfL Osnabrück bestmöglich bringen, um das in mir gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen.