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Wo ist GoMez?

Kann nicht jeden Tag um 13:30 Kadernominierung sein? Endlich ein Grund, sich schon am frühen Nachmittag auf das Sofa zu verziehen. Und dann noch ein Krimi: keck, wie der DFB manchmal ist, wurde nämlich erstmal gelabert, gelabert und ja, gelabert. Die Spannung steigern durch viel heiße Luft. Lange nicht die beste, aber auch eine Möglichkeit, die Dramaturgie zu steigern.

Foto: tv.dfb.de

Gehört natürlich alles zum Prozedere. Und dank des langen Warm-Ups wissen wir, dass es beim DFB einen Familienspieltag gibt. Testspieltickets sollen dann sogar preislich erschwingbar sein, sagt DFB-Häuptling Grindl. Wäre was Neues. Und Ähnlich revolutionär wie eine Nichtnominierung von Lukas Podolski.

Kurzum: Die eine Revolution blieb aus, Prinz Lukas, der nie König wurde, ist im vorläufigen Aufgebot dabei. Eine knifflige Sache. Er ist nicht mehr gut genug, damit man sich darüber freuen könnte. Aber irgendwie ist er auch zu nett, um sich über die gute Nachricht für ihn zu ärgern. Ich bin unentschlossen. Wenn er so viel spielt wie Neuers Ersatzmänner Marc-Andre Ter Stegen und Bernd Leno, wäre es doch ein Kompromiss.

Übrigens: Wenn ich von Neuers Vertretern Leno und Ter Stegen spreche, fällt auf, dass ein Name fehlt. Ron-Robert Zieler. Erst der Abstieg mit Hannover, dann der Abflug aus dem Adler-Tross. Irgendwie hätte ich mir hier den Poldi-Bonus gewünscht. Zieler hielt schließlich gut bei 96, war ein Lichtblick im Hannoveraner Schattenreich. Eine Nominierung hätte seinen Sommer verkürzt. Nun bleibt der Weltmeister zu Hause. Ich finde ja: Löw mag zwar für viel vertraute Wärme sorgen, indem er verdiente Veteranen im Kader behält, und sei es nur als humorvolle Prinzengarde für die Stimmungsauflockerung im Team. Aber er ist auch ein Nominierungs-Sadist. Jemand, dem harte Entscheidungen anscheinend ganz gut gefallen.

2014 die Gomez-Streichung, jetzt Zieler. Und dazu das Duell Kimmich gegen Weigl. Ich sage: Nur einer der beiden reist mit nach Frankreich, der andere bleibt dahoam. Und wenn ich das schon so bayrisch schreibe, ist klar: Weigl sollte im Kader bleiben.

Der Grund ist simpel: Kimmich mag flexibler sein, aber Weigl spielte das ganze Jahr stark auf einer Position, für die wir zwingend Personal brauchen. Schweinsteiger ist angeschlagen und klopft schon leise am Tor zum DFB-Gnadenhof, wo schon Podolski die linke Hufe zum High-Five streckt. Khedira plagt sich auch mit Wehwehchen herum, Gündogan ist verletzt. Wir brauchen wie 80 Millionen Deutsche am Monatsanfang ganz dringend einen Sechser. Weigl ist da der Bessere. Das Problem, und hier kommen wir zum Sadismus: Dortmund und Bayern-Fans werden sich behaken. Darf Kimmich mit, beklagen die schwarzgelben den Bayerbonus. Ist Weigl dabei, heulen die Bayern-Fans und schalten in den „Killich“-Modus.

Kommen wir zum Highlight, dem Höhepunkt der Scharade. Die Alphabet-Schwäche vom DFB. Im Mittelfeld und Angriff wurden die Spieler nämlich nach Nachnamen sortiert: Bellarabi, Brandt, Draxler, GöTze. Ich schäumte schon vor Wut vor dem TV und fragte: Wo ist GoMez? Türkischer-Meister, Torschützenkönig in der Liga, Musterprofi und einzig brauchbarer Stürmer. Schon wieder nicht dabei. Argh!

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Gut, dass beim DFB das T vor dem M kommt. Denn direkt nach Götze war der Supermario an Bord. Das freut mich für ihn und für Deutschland, denn ein Gomez kann im Turnierverlauf nicht schaden.

Und wer mir nicht glaubt, kann ja einfach hinfahren und selber Gomez-Gucken. DFB-Tickets gibt es bei ticketbis.de. Und ist Gomez dabei, schieß er ein Tor mehr als Poldi. Versprochen.

Unsere Streichtipps:
Jogis Streichkandidaten: Weigl, Sane, Brandt, Rudy
Meine Streichkandidaten: Poldi, Kimmich, Bellarabi, Rudy

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.