Hansa – WOB: Der große Finalcheck!
Sonntag, 13.15 Uhr. Das Finale um die Deutsche Meisterschaft zwischen dem FC Hansa Rostock und dem VfL Wolfsburg steht an und elektrisiert die Gemüter. Wird dem fulminanten Hansa-Nachwuchs die Sensation gelingen? Oder holen die Wolfsburger um Bundesligaspieler Maximilian Arnold den Titel? BLOG-TRIFFT-BALL stimmt auf das Nordduell ein.
Wer am gestrigen Freitag in der Rostocker Innenstadt unterwegs war, der wird sich verwundert die Augen gerieben haben. Eine riesige Warteschlange formierte sich in der Breiten Straße, die schnurstracks in den Hansa Fan-Shop führte. Die wenigen Rostocker, die nicht affin zum Fußball sind, beobachteten das Schauspiel schon ein wenig perplex. Vor allem, als man ihnen eröffnete, dass es sich bei diesem Andrang um das Interesse an einem Jugendspiel handele.
Wer diese Bilder live vor Ort oder im Internet gesehen hat, der wird schnell realisieren, dass die A-Junioren des FC Hansa Rostock am morgigen Tag gar nicht verlieren können, denn sie haben bereits fast alles gewonnen. Vielleicht wird morgen sogar ein deutscher Rekord aufgestellt, betreffend der Zuschauerzahl bei einem A-Jugendspiel. Die Bestmarke aus dem Jahr 2007 wird allerdings nur schwer zu knacken sein, damals sahen 22.500 Leverkusen-Fans den 2:1 Finalsieg gegen Bayern München. Gleichwohl ist es der Mannschaft von Roland Kroos gelungen, eine selten da gewesene Euphorie um den FC Hansa zu entfachen. Fällt der Blick zurück auf einen Mittwoch vor dreieinhalb Wochen, als der Koggen-Klub in Neustrelitz seinen wohl größten Tiefpunkt der Vereinsgeschichte erlebte, ist es wahrlich sensationell was eine Truppe junger Menschen vollbracht hat.
Kaum auszudenken, wie die Lage nach einem möglichen Finalsieg wäre. Manch ein Anhänger prognostiziert für den Fall der Fälle sogar schon einen kleinen Autokorso. Doch damit es soweit kommt, bedarf es ein weiteres kleines Fußballwunder. Der VFL Wolfsburg, dessen Weiterkommen gegen Schalke 04 sicherlich deutlicher aussah als es eigentlich war, geht als haushoher Favorit in die Begegnung. In der Liga gab es zwei Aufeinandertreffen, beide gewannen die Wolfsburger in überzeugender Manier 4:1 und 5:1.
Dabei war vor allem der Vorteil auf der Torhüterposition ein wichtiger Faktor. Der in Stuttgart geborene Carl Klaus parierte mehrmals großartig und machte reihenweise Chancen der Gelsenkirchener zunichte, während sich sein Gegenüber im Halbfinal-Hinspiel zwei entscheidende Fauxpas leistete. Dass die Null am Ende stand, war vor allem der Verdienst vom 19-Jährigen Schlussmann. Dieser gibt sich gegenüber DFB.de motiviert: „Dass wir in beiden Partien gegen die starke Schalker Offensivabteilung ohne Gegentreffer geblieben sind, war schon eine starke Vorbereitung auf das Endspiel.“
Doch sein Gegenüber auf Rostocker Seite, der gleichaltrige Fabian Künnemann, muss sich ebenfalls nicht verstecken. Mit phasenweise berauschenden Paraden brachte der zukünftige Profi seine Gegner von Bayern München zum Verzweifeln. Doch ist es Künnemann wichtig zu betonen, dass der Erfolg der ganzen Mannschaft zuzuschreiben ist: „Daher ist der Finaleinzug nicht nur ein Verdienst unserer Defensivabteilung, sondern auch unserer Angreifer“.
Dabei wartet im Finale besonders auf den Rostocker Defensivverbund eine Herkulesaufgabe. Es kommt schließlich die mutmaßlich beste Offensive des deutschen Jugendfußballs, angeführt vom mehrfachen Bundesligaspieler » Maximilian Arnold. Gemeinsam mit Julian Brandt und Federico Palacios bildet er das kongeniale Dreiergespann im Mittelfeld der Wölfe. So stellt auch Hansa-Macher Roland Kroos gegenüber BLOG-TRIFFT-BALL die Vorteile auf Wolfsburger Seite klar heraus: „Natürlich, gerade wenn ich an einen Maximilian Arnold denke, sind die Wolfsburger uns wie auch zuvor die Bayern individuell überlegen“.
In Anbetracht dieser Vorteile auf Wolfsburger Seite und den bisher gesammelten Erfahrungen aus dem direkten Vergleichen, scheint den Rostockern eine giftgrüne Übermacht gegenüber zu stehen. Eine Mannschaft, die in 26 Spielen 100 Tore erzielt hat. Doch sind bei genauerer Betrachtung auch Schwächen im Wolfsburger Spiel erkennbar. Insgesamt sieben Mal gerieten die „Wölfe“ in Rückstand, nur einmal konnten die Niedersachsen eine Partie drehen, beim 8:1 in Halle. Wie überragend die Fähigkeiten der Kunert-Mannschaft auch sind, sie bleiben nichtsdestotrotz A-Junioren.
Ein früher Rückstand wirkte bisweilen ermutigend und hemmte die äußerst gefährliche Wolfsburger Spielfreude. Kommt hingegen die Angriffsmaschinerie ins Rollen und entwickelt sich eine gewisse Euphorie innerhalb des Teams, dann können sie innerhalb kürzester Zeit einen bis dato ebenbürtigen Gegner auseinander deviieren. Allerdings auch unter der Gefahr, sich anschließend zu sicher zu fühlen und eine arrogante Attitüde zu entwickeln. Holstein Kiel und Werder Bremen bestraften diese Leichtherzigkeit, in dem sie einen frühen 0:3 Rückstand noch egalisieren konnten. Ob den „Wölfen“ das auch in einem Finale passieren würde, scheint zumindest fraglich. Jedoch versucht VfL-Trainer Dirk Kunert, vor dem Spiel möglichst viel Druck von den Schultern seiner Jungs zu nehmen: „Ligaspiele und ein solches Finale, noch dazu auswärts in einer großen Arena, sind völlig verschiedene Paar Schuhe. In einer Partie ist immer alles möglich“.
„Es ist beachtlich, was Roland Kroos und sein gesamtes Team geleistet haben. Sie haben wirklich eine super Rückrunde gespielt. Ich erwarte einen mutigen Schlagabtausch und wünsche den Jungs alles Gute. Ich tippe auf ein 3:2 für Hansa Rostock.“ Hansa-Legende Timo Lange
Dabei sollten sich die Rostocker am besten möglichst wenig mit dem Gegner auseinandersetzen, denn die letzten beiden Auftritte gegen Bayern München sollten genügend Selbstsicherheit gegeben haben. Den Beweis, einen vermeintlich übermächtigen Gegner zu schlagen, lieferten die Ostseestädter jüngst selbst. Dabei lebte die Kroos-Mannschaft vom unbändigen Kampf- und Teamgeist, der den wahren Siegeswillen erst entfesselte. Zudem besitzen die Rostocker einen großen Heimvorteil: Die DKB-Arena wird gefüllt sein, die Unterstützung der Anhänger ist dem Hansa-Nachwuchs sicher.
Ein Sieg im Duell gegen den VfL Wolfsburg wäre nicht nur ein dringend notwendiger Image-Gewinn für den FC Hansa Rostock in Fußballdeutschland, sondern auch eine mögliche Initialzündung für die Profis und natürlich auch ein Zeichen an die Mitstreiter aus den stürmischen Gewässern der 3. Liga: Mit ehrlicher Arbeit, Mut und Leidenschaft, ist alles möglich, auch gegen den favorisierten VfL Wolfsburg.