Erik Meijer über den HSV: “ Ja, das tut weh“
Erik Meijer ist Metzgermeister, ehemaliger Fußballprofi und aktueller „Sky“-Experte. Als Ex-Raute spricht er mit BLOG-TRIFFT-BALL über die aktuelle Situation des Hamburger SV, wie es bei Sky abläuft und warum er vor Franz Beckenbauer den Hut zieht.
Von Carolin Roblitschka
Erik, Du hast selber mal beim HSV gespielt. Inwiefern nimmt dich die momentane Situation mit und berührt dich emotional?
Ja, das ist ein Ex-Klub von mir, wo ich zweieinhalb Jahre gespielt habe, wo ich sehr viel Spaß gehabt habe und auch schon ein paar Krisen durchlaufen habe. In Hamburg war und ist die Erwartungshaltung immer verdammt hoch – das ist schwierig. Klar, europäisch muss eine Stadt wie Hamburg eigentlich immer dabei sein. Aber plötzlich stehst du ganz unten – und dafür sind natürlich verschiedene Faktoren verantwortlich. Ob das jetzt der Trainer ist oder Verletzungen. Oder Spieler außer Form sind oder was auch immer. Oder sogar die falsche Zusammenstellung des Kaders. Fakt ist, du stehst jetzt da mit deinem Klub und ja, es tut schon weh, das zu sehen. Und vor allem auch, wenn ich dann mit ehemaligen Jungs aus meiner Zeit spreche. Mit Barbarez oder Hoogma oder Ujfaluši – die Jungs, mit denen ich noch regelmäßig Kontakt habe. Die alle sagen: „Wie ist es denn möglich, dass unser Verein soweit abgerutscht ist!“ Ja, das tut weh.
Alles und jeder redet über den gefährlichen Fall des HSV. Was glaubst du denn, warum sieht’s so düster beim Bundesliga-Dino aus?
Erstmal ist der Schuldenberg von 100 Millionen der Wahnsinn. Das ist schon einmal das Erste. Und das Zweite ist die Kaderzusammenstellung. Die war in den letzten Jahren nicht gut – und damit bin ich noch sehr vorsichtig. Ich glaube, dass die Mischung der Spieler einfach nicht in Ordnung ist.
Immerhin: Existenzängste müssten die Spieler auch bei einem Abstieg nicht haben.
Aber viele dieser Spieler, wenn sie absteigen, müssen entweder etwas Neues finden. Und dann werden sie nicht mehr den Vertag bekommen, den sie jetzt haben. Also was die finanzielle Seite angeht, wird jeder schwächer.
Noch ein paar Fragen zu Dir: Wie doch einige wissen, bist Du gelernter Metzger und kannst auch Schweinfilets filetieren. Ist das eine Sache, die Dir wirklich Spaß macht?
Ja, ich fand‘ den Beruf Metzger schön. Meine Eltern haben das 40 Jahre lange zusammen gemacht und ich habe viel von beiden gelernt. Auch was der Wert von Geld ist. Oder wie geht man mit anderen Leuten um. Oder was Höflichkeit ist. Man kann mit einem unhöflichen Gesicht keinen Rindsbraten verkaufen. Das geht nicht. Dann kauft der Kunde nichts. Doch, ich habe in den Jahren der Ausbildung eine Menge für das Leben gelernt.
Heute bist Du der Schlaumeier bei „Sky“. Wie bist Du da gelandet?
Als mein Vertrag war bei Alemannia Aachen auslief habe ich mal eine Analyse für das ZDF gemacht. Für ein Spiel Holland gegen Dänemark. Und das Deutsche Fernsehen oder die Leute von Sky haben mich dann gesehen im Fernsehen und mich gefragt, ob ich mal nach München kommen möchte, sie wollen mir etwas erklären. Nämlich, dass es eine neue Sendung gibt – Champions League wird etwas ausführlicher. Und dafür haben sie Analytiker gebraucht, einen Experten. Dann bin ich nach München gefahren, habe mir das angeguckt und habe gesagt: „Ja, das möchte ich gerne mal ein Jahr versuchen!“ und jetzt sind wir am Ende des zweiten Jahres. Ich mache dasselbe auch in den Niederlande für das holländische Fernsehen FOX. Da mache ich auch Fußball – holländische Liga, englische und italienische. Ich mache schon seit zwei Jahren diese Fußball-Analysen: Tiefer in den Fußball hineingehen – das macht mir Spaß. Es ist viel reisen: Amsterdam, München oder Maastricht, wo ich herkomme. Aber wenn man sich seine Zeit einteilt, hat man ein sehr schönes Leben.
Bei den Champions-League-Spielen schaust du backstage zusammen mit den anderen Sky-Experten. Wie dürfen wir uns die elitären Runden vorstellen?
Wir haben ein paar Couchen herumstehen, natürlich eine ganze Reihe an Fernsehern, wo man bei den Vorrundenspielen sehr viele Spiele gleichzeitig sehen kann. Dann gibt es Leute, die schreiben alles auf. Es gibt Leute, die kommentieren alles. Dann gibt es noch Franz Beckenbauer – der hat seine ganz eigene Art.
Wie tickt Franz Beckenbauer so?
Der ist für mich ein Phänomen. Als ich das erste Mal ins Studio hereinkam, bin ich zu ihm gegangen: „Hallo Herr Beckenbauer.“ Das schönste ist dann – um ihn einmal zu charakterisieren wie er ist und auch, wie er auch mit den Leuten dort umgeht: „Ja Erik, wir haben doch beide Fußball gespielt! Ich bin der Franz!“ Das ist dann etwas. Aber so ist er. Und so ist er auch im Studio, er flachst mit allen und hat auch ein „Hallo“ für den Kameramann oder für wen auch immer. Für mich ein Mann – Chapeau! Riesenrespekt!
Mehr Erik Meijer gibt’s in Kürze auch als Video!