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Halstenbek: Mit „fremder“ Idee auf dem Weg nach oben

Überraschungsmannschaft die Zweite! BLOG-TRIFFT-BALL schaute auch bei den Jungs von Halstenbek-Rellingen vorbei, die am Wochenende die Hamburger Victoria ein bisschen durch den imaginären Fleischwolf drehten. Im Verhör: Trainer Thomas Bliemeister. Eine Frage: Wie viel Norderstedt steckt eigentlich in HR?

 

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Das Etikett mit dem dicken Aufdruck Überraschungsmannschaft ist in der Oberliga-Hamburg vermeintlich klar vergeben. Der Meiendorfer SV, mit zwölf Zählen aus vier Spielen maximal erfolgreich in die Saison gestartet, beansprucht dieses mit Nachdruck und dem Verweis auf die Tabellenkonstellation klar für sich. Doch auch dahinter tut sich Überraschendes. Dritter ist nämlich die Spielvereinigung Halstenbek-Rellingen, die im letzten Jahr noch beschaubarer Zehnter wurde. Jetzt nach vier Spielen aber bereits stolze zehn Punkte im eigenen Tableau türmen konnte.

Den Überraschungsfaktor zu spüren bekam dabei unlängst auch die hochfavorisierte Hamburger Victoria, die beim 2:5 im heimischen Hoheluft-Stadion gegen HR ordentlich Prügel bezog. So sehr, dass das „Abendblatt“ sogar von einer „Galavorstellung“ titelte.

Euphorie in den Medien, jedoch Gelassenheit beim Trainer. Wen wundert’s.

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Denn Thomas Bliemeister, mit 58 Jahren schon einer aus der älteren Trainergarde der Oberliga Hamburg, trat bei BLOG-TRIFFT-BALL altersweise auf die Euphorie-Bremse: „Natürlich ist es für uns nicht normal mit 5:2 beim SC Victoria zu gewinnen. Trotzdem hat sich bei uns noch keiner mit einem hohen Maß Euphorie angesteckt.“

Ein Bekenntnis mit einem blassen Teint von euphorischer Grundstimmung gibt der Trainer, der seit fünf Jahren die Halstenbek-Rellinger coacht, aber dennoch ab: „Natürlich sind wir überrascht, dass uns der Saisonstart so geglückt ist. Damit haben wir nicht gerechnet. Immerhin stehen uns etliche Spieler, die unser Spielniveau anheben, noch gar nicht zu Verfügung.“

Eine Drohung an die Konkurrenz?

Fakt ist, dass die Bliemeister-Truppe im Vergleich zum letztjährigen Saisonstart ein deutlich verändertes Bild zeigt. Die vor Kraft strotzt, und das nicht nur bei der Gala gegen einen überforderten Regionalliga-Absteiger. Im letzten Jahr noch mit 1:8 Tore und zwei Niederlagen in die Saison gestartet, dabei vom fünfmaligen Jurkschat besonders gedemütigt, spielen die Schleswig-Holsteiner nun in der Coleur einer Spitzenmannschaft.

Defensiv äußerst robust und dabei vor allem mit einer breiten und stämmigen Mittelachse auftrumpfend. Das Innenverteidigerduo, bestehend aus Jan Rottstedt und Marcel Schöttke, agiert dabei fast ebenso stark auf wie die Doppelsechs Steinecke-Maksimovic. Oberliga-Hamburg Experten sprachen zuletzt gar von einem „sensationellen Duo“ in der Mittelfeldzentrale.

Coach Bliemeister, als einsatzloser Reservist mit dem HSV unter Branko Zebec deutscher Meister (1979) geworden, hat jedoch die gesamte Truppe im Bild: „Im letzten Jahr hatten wir Spieler im Kader die der Meinung waren, mit weniger Training besser zu werden. Das hat sich gravierend geändert“, und ergänzt weiterlobend: „Man spürt dem neuen Kader in jeder Einheit an, dass sie sich weiter entwickeln wollen.“

Was als Lob gemeint und als solches auch verstehen ist, darf gleichzeitig als Nadelstich gegen seine letztjährige Mannschaft gewertet werden. Allerdings ein Nadelstich, der die aktuelle Mannschaft allenfalls geringfügig pikiert, schließlich verzeichnete HR eine wahre Ab- und Zuwanderung in der Sommerpause. 15 Zugängen standen dabei 17 Abgängen gegenüber.

Neuankömmlinge, die bisher einen bisweilen famosen Eindruck hinterlassen. Beim umjubelten Auswärtserfolg gegen „Vicky“ standen allein sechs in der Startelf, beeindruckten dabei durch die Reihe weg mit ansprechenden Leistungen.

Dabei offenbaren die Transferaktivitäten von HR sogar einen ganz speziellen Deal. Die Norderstedter Eintracht, in der Regionalliga Nord längst etabliert, schickt nämlich ihre Rohdiamanten zum Feinschliff an den Jacob-Thode-Platz. Besonders im Fokus: Die Eingliederung der A-jugendlichen Spieler in den Männerbetrieb.

Eine Kooperation, die keineswegs vom um Spieler bettelnden Oberligisten geboren wurde, sondern viel mehr mit Norderstedt-Präsident Reenald Koch einen prominenten Initiator fand. Der hauptberufliche Autoverkäufer Bliemeister dazu: „Norderstedt weiß, dass die Jungs bei uns in guten Händen sind. Unsere Aufgabe ist es nun, diese Kooperation mit Inhalt zu füllen.“

Kompetente Hände, die bei Halstenbek-Rellingen ebenfalls Zuwachs verzeichnen durften. Durchaus populäre Verstärkung, wie ein ins Detail wankender Blick verrät: Matthias Reincke, wie Chef Bliemeister beim HSV zumindest in Nuancen in der Bundesliga aktiv, verstärkte den Trainerstab im Sommer vielversprechend.

Das übrigens nicht nur in der sportlichen Kompenente. Reincke, dem aufgrund seines Asthma-Leidens die ganz große Spieler-Karriere versagt blieb, fungiert als wichtige Institution der Erfahrungsweitergabe im bisweilen sehr jungen HR-Kollektiv.

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Ein Umstand, den auch Bliemeister freudig bestätigt: „Als Typ ist Matthias mit seinem fußballerischen Lebenslauf ein Riesengewinn für uns.“

Ein Riesengewinn soll natürlich auch die Saison werden. Auf die Zielstellung angesprochen hat der HR-Coach mit Zebec-Erfahrung jedoch – leider – die Euphoriebremse wiedergefunden. Bliemeister nämlich ganz abgezockt: „Unser Ziel sind die Top-Ten!“

Wobei, Top-Ten kann ja auch Platz drei sein, gell, Herr Bliemeister.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.