Stimmen: „Das ist juristisch sehr hemdsärmlig“
Der Bayrische Fussball-Verband geht gegen Medien vor, die Bewegtbilder von Amateurspielen im Internet anbieten. Damit wühlt er einen Konflikt neu auf, den Portale wie Hartplatzhelden bereits vor Jahren erfolgreich vor Gericht ausgefochten haben. Wir haben uns im norddeutschen Fußball umgehört, was der richtige Weg für den Amateurfußball ist.
Im BTB-Verhör:
Gerald Kayser, Lüneburger SK Marketing
Dr. Tim Cassel, Schleswig-Holsteinischer Fussballverband
Carsten Byernetzki, stv. Geschäftsführer Hamburger Fußball Verband
Axel Möring, Geschäftsführer Elbkick.tv
Oliver Fritsch, Gründer von Hartplatzhelden
Nach dem Kauf (2 Klicks) gibt’s die Stimmen.
Gerald Kayser, Lüneburger SK Marketing
Die Fernsehgelder sind bisher auf die ersten Ligen begrenzt und die Regionalliga würde durch so eine Initiative auf jeden Fall gewinnen. Im norddeutschen Fußball setzt man auf Zusammenarbeit, Kommunikation und Transparenz. Daher gehen die Vereine den Weg auch geschlossen mit. Gerade hat sich im Norddeutschen Fußball-Verband eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich um die künftige Vermarktung kümmern wird. Der Schwerpunkt liegt hier aber auf der Kooperation mit neuen Medien. Aus Lüneburger Sicht ist entscheidend, dass Verband, Vereine und Medien zusammenarbeiten und der Fußball von neuen Wegen der Lizenzierung profitiert.
Dr. Tim Cassel, stv. Geschäftsführer Schleswig-Holsteinischer Fussballverband
Beim SHFV ist es uns wichtig, dass die Chancen, die sich durch die neuen Medien auftun, im besten Interesse für den Fußball genutzt werden. Konkret heißt das, dass der Amateurfußball in seiner Rolle gestärkt wird und eine größere Öffentlichkeit bekommt. Die ganze Entwicklung beurteilen wir als sehr positiv, klar ist aber auch, dass die Interessenslage durchaus unterschiedlich sein kann, wenn es um die Berichterstattung geht. Neben der Möglichkeit für Vereine, Lizenzen gegen eine symbolische Gebühr zu erwerben, haben wir als Rechteinhaber uns für eine exklusive Partnerschaft mit dem Schleswig Holsteinischen Zeitungsverlag entschieden. Was auch bedeutet, dass kleinere Medien sich zunächst hinten anstellen müssen. Es zeigt sich, dass die Ware Amateurfußball eine sehr gute ist. Daher muss auch der Gegenwert für die Vereine stimmen.
Carsten Byernetzki, stv. Geschäftsführer Hamburger Fußball Verband
Für den Amateurfußball ist es förderlich, wenn Medien darüber berichten. Als Verband überlassen wir es größtenteils den Vereinen, wie sie ihre Berichterstattung organisieren wollen. Nur bei größeren Finalspielen, die wir organisieren, werden wir aktiv. Konkret ist es auch nicht geplant, diese Regelung zu ändern.
Axel Möring, Geschäftsführer Elbkick.tv
Was in Bayern vor sich geht, ist ein Kampf der Giganten. Wenn der Bayrische Fussball-Verband, der ja auch ein sehr erfolgreiches WebTV betreibt, auf fupa.net trifft, ist das eine andere Größenordnung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in anderen Verbänden Schule macht. Natürlich wäre es leicht für die Verbände, jetzt auf einen Zug aufzuspringen, den es vor einigen Jahren noch nicht einmal gab. Aber auch sie wissen, dass es ein brutales Geschäft ist und dass einfach kein Geld vorhanden ist, um Lizenzgebühren zu bezahlen. Unser Wunsch wäre es, noch enger mit den Verbänden zusammenzuarbeiten und das, was an Berichterstattung vorhanden ist, lieber gemeinsam zu professionalisieren.
Oliver Fritsch, Journalist ZEIT Online und Gründer von Hartplatzhelden
Was der BFV macht, ist juristisch sehr hemdsärmlig. Der Verband tritt medial als Mitbewerber auf. Als solcher nutzt er seine Kartellstellung, um junge Medien kleinzukriegen. Man spricht hier von einem Missbrauch marktbeherrschender Stellung. In Bayern ist es eine einzige treibende Kraft, nämlich Verbandspräsident Rainer Koch, der auch schon im Rechtsstreit mit Hartplatzhelden stark involviert war. Wenn sich dortige Vereine über Repressalien beschweren, nehme ich auch nicht ganz ab, dass es der Sache dient. Was in Bayern passiert, muss demnach keine Signalwirkung für andere Verbände haben. Der Amateurfußball wird zum Geschäft und die Geldfrage ist komplex. Aber kein Medium muss sich für seine eigene Finanzierung rechtfertigen. Medien müssen mit den Verbänden um jeden Zentimeter der Ölquelle kämpfen, damit wir eine Vielfalt statt eines Monopols haben. Dann profitieren am Ende auch die Vereine.