HSV Barmbek-Uhlenhorst – der perfekte Pokalsieger
Jetzt also HSV Barmbek-Uhlenhorst. Oddset-Pokalsieger 2015, rund 100.000 Euro landen in der gelb-blauen Vereinskasse. Und egal mit welchen Farben man es sonst hält, BU muss man das Ding gönnen. Denn einen passenderen Pokalsieger hätte die kleine Amateurfußballbranche in diesem Jahr kaum finden können.
Foto: Torsten Helmke
Ben Chadwick, der Stadionmoderator in der roten „Radio Hamburg“-Dienstjacke, kam nach dem Abpfiff auf mich zu, und erkannte leicht angetan vom einfachen Auftritt des Siegers: „Ehrlicher Fußball. Das hat was.“ Ein Kenner der Szene ist Chadwick wahrlich nicht.
Doch natürlich. BU’s Fußballer stehen für den schnörkellosen Buff. Und das seit Ewigkeiten.
Bei BU war noch nie Platz für einen besserbegabten wie Stephan Rahn, der Bälle aus 35 Metern in den Winkel schlenzen konnte. Auch überambitionierte Talente oder besserbezahlte Ex-Profis wollte sich der Verein von der ehrwürdigen „Anfield Road“ nicht leisten. „Wir haben alles, nur reich wird man bei BU als Spieler nicht“, berichtete Jon Hoeft in dieser Woche genügsam.
Um gegen etatstärkere Klubs zu bestehen, um jedes Jahr ein bisschen besser zu werden, bedient sich das Trainerteam Pieper-Paczkowski vorzugsweise im Gut&Günstig-Regal. Doch sie bringen auch mittelmäßige Spieler auf ein höheres Level.
Ein Beleg dafür: Selbst Befreiungsschläge von Bohnhorst, Klitzke und Dammann wirkten am Pfingstmontag einstudiert. Sobald ein Kerl aus den blauen Reihen die Kugel rausholzte, ging es mit Schmackes ab in Richtung Hamburg1-TV-Turm, manchmal mit Präzision gar in den Konter. Riskante Manöver, die den Erfolg durch egoistische Zirkusnummern gefährden, sind bei BU tabu. Agiert wird getreu dem Motto: Auf dem Rasen ist das lange Holz gewünscht, intern halten wir den Ball flach.
Gab es in den Vorjahren auch Finalisten, die bereits vor dem goldenen Spiel alle Inszenzierungsmöglichkeiten ausschöpften, dröselte aus Barmbeker Kreisen nur wenig Übereuphorisches. Uhlenhorster Understatement.
Die Bescheidenheit gehört in die Barmbeker DNA. So scheint es nicht, so ist es.
#Hashtag #Hasenpusch
„Wir wissen, was wir können. Aber vor allem wissen wir, was wir nicht können“, analysierte Barmbeks Trainer Frank Pieper vor Monaten grundanständig. Der Sportlehrer steht für das ehrliche BU-Feeling. Dabei gehört Pieper mit gerade mal fünf lausigen Dienstjahren zu den Dienstjüngsten im Clan der Kultfratzen. Meyer, Brumm, Grandt & Konsorten — im Verein tummeln sich zu Hauf Köpfe, die seit Jahren oder Jahrzehnten mit dem Verein leben.
Sämtliche BU-Hände, die am Montag Abend geschüttelt wurden, nahmen die Glückwünsche am Pfingstmontag auch deshalb nach Jahrzehnten ohne Pokal-Erfolg fast verlegen hin. Was? Wir? Gewonnen? Oh Gott! Und jetzt?
Vor fünfzehn Jahren verschlug es mich aus dem fernen Mecklenburg nach Hamburg und ich begann meine traurige Fußballlaufbahn auf Hamburger Plätzen bei Barmbek-Uhlenhorst. Es folgten vier, fünf andere Vereine. Bei allen hat sich nur der Vereinsname bis heute nicht verändert. Bei BU ist auch ein sattes Jahrzehnt später fast alles wie damals. Noch dieselben Gesichter in den BU-Jacken, der kneipige Unterton in den Stimmen und der unverkennbar rustikale Stil Fußball zu spielen. Großartig!
Der Verein traut sich was. Er lässt sich nicht verbiegen. Und das ist gut so. Glückwunsch Barmbek-Uhlenhorst zum Oddset-Pokalsieg 2015. Kaum einem anderen Verein habe ich das in den letzten 15 Jahren so gegönnt.