Towartlegende Jürgen Croy wird 70 Jahre
Egal ob als Fußballer, Sportlehrer, Bürgermeister oder Geschäftsführer – Jürgen Croy blieb Zwickau immer treu.
Wer seine Geburtstagsgrüße heute persönlich übermitteln möchte, wird es in Zwickau sehr schwer haben. Denn auch wenn Jürgen Croy seiner Geburtsstadt heute auf den Tag genau 70 Jahre treu geblieben ist, hat sich der 94-fache Nationalspieler der DDR dafür entschieden, allem Trubel aus dem Weg zu gehen und mit seiner Frau weit weg zu verreisen.
Bloß nicht im Mittelpunkt stehen, bodenständig bleiben und doch respektvoll miteinander umgehen – alles Eigenschaften, die den ehemaligen Torhüter auch nach seiner beeindruckenden Fußballerkarriere auszeichneten und die ihm auch heute noch als Rentner wichtig sind – ebenso wie der Sport.
Und könnte es auch gerade dieser Fakt sein, der das Geburtstagskind aus den herbstlichen Gefilden vertrieben hat. Denn die nasskalten Monate sind doch die schlimmsten für den nun 70-Jährigen. Das „Schweinewetter“ zwingt den Zwickauer dann oft zu Pausen, die ihm so gar nicht in seinen ganzjährig gut gefüllten Terminkalender passen wollen. Den Sommer verbringt er meist in seinem Garten. „Bei 1000m Quadratmeter gibt es immer zu tun, ich bin für den Rasen und den groben Teil der Arbeit zuständig, den Rest übernimmt meine Frau“, erzählt er. Rad fahren, Golf spielen, Tagesausflüge oder Spaziergänge kommen hinzu, ab Dezember geht es auf die Skipisten. Wenn da doch nur die nasskalte Zeit nicht wäre. Dabei bräuchte der Rekordtorwart der DDR nur auf die Straßen seiner Geburtsstadt zu treten und könnte mit den sich ergebenen Gesprächen wohl ganze Jahreszeiten füllen.
Und diese würden sich wohl nicht nur auf seine 16 Jahre dauernde Zeit als Torwart bei der BSG Sachsenring Zwickau oder seine Einsätze als Auswahlspieler beschränken. Denn auch nach seinem Karriereende blieb der zweifache Vater seiner sächsischen Heimat treu. Erst als Hochschulmitarbeiter, dann als Sportlehrer, als Trainer und Funktionär des FSV Zwickau und ab 1994 sogar als Bürgermeister für Kultur, Schule und Sport, bevor er zehn Jahre lang, bis zu seinem Renteneintritt 2010, als Geschäftsführer des Kulturzentrums fungierte. „Neben den Konzertplanungen für die Stadthalle und Freilichtbühne, habe ich hier u.a. auch die Beschlüsse für die Ausschüsse der Stadt vorbereitet“, so Zwickaus Ehrenbürger.
Doch auch außerhalb der 90000-Einwohner-Stadt kann der zum „besten Fußballer in 40 Jahren DDR“ gewählte Diplomlehrer nur selten unerkannt bleiben. „Vor allem die Älteren sprechen mich oft auf der Straße an. Die Begeisterung ist eine schöne Anerkennung und wenn es auf eine höfliche Art geschieht, freue ich mich sehr darüber“, erzählt der Olympiasieger von 1976.
Oft kommt dabei auch die Frage nach dem deutschen Duell und dem Sieg der DDR-Auswahl bei der Weltmeisterschaft 1974. „Daran habe ich nur positive Erinnerungen, alles war fair und für uns eine Chance zu beweisen, dass wir auch gute Fußballer haben.“ Und vor allem der Mann im auffallend gelben Trikot im DDR-Tor wusste zu überzeugen. „Die Farbe habe ich extra gewählt, denn es ist immer sinnvoll, wenn sich der Torhüter deutlich vom Rasen abhebt – das gelb wirkte wie ein Anziehungspunkt und man war noch auffälliger.“
Ein kleiner Trick, den er heute, besonders zu seinem Geburtstag, nicht mehr nötig hat.