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Jeden Tag Silvester

Tumulte, Randale, Zoff in den Kurven. Die Liga boomt, auch in negativer Hinsicht. Wie ein Flächenbrand lodern die Konfliktherde, kaum ein Stadion, in dem die Friedenspfeife gedampft wird zwischen Vereinen, Verbänden, Ordnungshütern und den Fans.

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Von Martin Sonnleitner

Ein Lagebericht alleine der letzten Woche:

Vor der DFB-Pokalpartie von Dynamo Dresden bei Borussia Dortmund attackiert eine Horde Chaoten die Polizei mit Flaschen und Pyrotechnik; zwei Tage vorher zünden Wolfsburg-Fans beim HSV ebenso Bengalos wie in der Vorwoche Hannoveraner in Kopenhagen. In Hannover werden beim Bayern-Spiel auch unschuldige Fans von der Polizei mit Pfefferspray besprüht, weil sie Feuerwerkskörper vermutet. Wenn Dresdner Hooligans auch später noch mit Hilfe von Feuer in den Kurven marodieren, ist es das eine, „Pyrotechnik ist kein Verbrechen“, lautet dagegen die Direktive vieler Fans.

Pyrotechnik ist nur zu Sylvester erlaubt

So gab es in diesem Jahr bereits drei Treffen der Initiative „Pyrotechnik legalisieren“, der 160 Fangruppen angehören, mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL), um über einen kontrollierten Umgang mit Feuerwerkskörpern zu beratschlagen. Seit August nun herrscht Funkstille. Der Sprecher der Initiative, Jannis Busse, ärgert sich maßlos: „Der damalige Sicherheitsbeauftragte des DFB, Helmut Spahn, sagte uns, eine Kompromisslösung mit den Fangruppen anzustreben, nun will niemand mehr was wissen.“ Die Verbände ihrerseits haben ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben und halten sich seitdem bedeckt.

Spahn hat den DFB mittlerweile verlassen, sein Nachfolger Hendrik Große Lefert kommt ausgerechnet von der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) der Polizei und mahnt an, vor allem „haftungs- und versicherungsrelevante“ Fragen zu klären. Pyrotechnik unterliegt dem deutschen Sprengstoffgesetz und ist nur zu Silvester erlaubt.

Die Verbände fordern, dass Pyrotechnik den Spielfluss nicht stören, sie – wenn überhaupt – nur vor den Partien, während der Halbzeitpause und nach den Spielen erlaubt sein dürfe. „Wir lieben die Emotionen, die mit einem Freudenfeuer nach dem Tor verbunden sind“, ist dagegen die Sichtweise der involvierten Ultra-Gruppierungen, die einer kontrollierten Zulassung der Bengalischen Feuer nur in bestimmten Zonen des Stadions akzeptieren würden.

HSV zahlt jährlich 40.000 Euro

Es gibt ein Kaleidoskop an Kompetenzen: So hat die DFL an alle 36 Profivereine, die im Ernstfall haften, einen Fragebogen verschickt, auf dem sie Stellung zum Thema Pyrotechnik beziehen sollen. Fanvertreter fordern anstelle von bürokratischen Komplikationen das Chemnitzer Modell, das vorsieht, mit Polizei, Feuerwehr und dem Ordnungsamt vor Ort zu kooperieren. „Der Sächsische Fußballverband hat dies bereits erfolgreich getestet“, goutiert Busse.

„Wir werden durch alle Instanzen prüfen lassen, ob und wie es möglich sein könnte“, zeigt sich Oliver Scheel, im Vorstand des Hamburger SV verantwortlich für die Fanbelange zuständig, kompromissbereit. Immerhin muss der HSV für illegale Feuer in den Rängen rund 40.000 Euro pro Jahr berappen. Auch bei Hannover 96, wo man zwischen 50.000 und 60.000 Euro Strafe zahlt, hat Präsident Martin Kind grundsätzlich nichts gegen Pyrotechnik, „die alle von der Feuerwehr beschriebenen Gefahren vermeidet“.

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„Brennen wird es in der Kurve immer“

„Brennen wird es in der Kurve immer“, hält Philipp Markhardt, von den HSV-Ultras Chosen Few und Sprecher der Initiative „Pro 15:30“, einen kompletten Verbot für absolut kontraproduktiv. „Es kann doch auch für die Verbände nur darum gehen, Risiken zu minimieren, sie sollten kooperieren, statt sich querzulegen.“ Man wolle weder Rauchbomben noch Böller und Kanonenschläge. „Bengalfackeln sind dagegen ein Zeichen der Freude.“

Dennoch sieht er einen Kulturkampf im Gange: „Die Restriktionen haben ein sauberes Event im Sinn. Wir passen denjenigen nicht, die Liveübertragungen machen.“

www.pyrotechnik-legalisieren.de/blog/
Foto: www.altona93fans.de

Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.