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Julian Reister: Wimbledon, Cheeseburger und Bierchen …

Julian Reister ist Hamburgs Nummer eins im Tennis. Im BLOG-TRIFFT-BALL-Interview verrät er, warum er manchmal sogar draufzahlt statt zu kassieren. Außerdem. Geheimnisse und Schattenseiten der ATP-Tour.

 

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Julian, wir haben Dich in den Goose-Club gelockt um mit Dir ein Offseason-Bierchen zu trinken. Erlaubt oder streng verboten?
Ich denke, auf ein Hefeweizen können wir uns einigen.

Ziehst du denn Abends nach einem Spiel auch mal los?
Klar hockt man nicht nur im Hotel, das kann ich gar nicht. Aber oft ist es auch derselbe Tagesablauf: Morgens auf die Anlage, trainieren, dort essen und weiter trainieren. Danach ist man oft geschafft und will nur noch auf die Couch.

Wer ist dein Tour-Homie?
Tobi Kamke. Wir machen viel zusammen, verstehen uns auch privat gut.

Sprecht ihr euch ab, damit ihr die gleichen Turniere spielen könnt?
Ja. es gibt immer eine grobe Planung. Manchmal spiele ich aber lieber auf Sand und er auf Hartplatz. Dann reist man natürlich nicht mit, nur um dem anderen eine Freude zu machen.

Wie bist Du zum Tennis gekommen?
Es hat immer Spaß gemacht Boris Becker und Michael Stich spielen zu sehen, man wollte es dann selbst ausprobieren. So richtig zum Tennis gekommen bin ich aber im Alter von fünf Jahren durch meinen Bruder. Er hat mich einfach zum Training mitgenommen.

Und dann …
… habe ich ganz klein im Verein angefangen. Im Laufe der Zeit kamen dann Trainer die mir gesagt haben „Julian, du kannst was“. Dann kam ich zum Kreistraining, Bezirkstraining und dann ins Landestraining. Da wird es dann schon ziemlich professionell. Seitdem war mir immer klar, dass ich Tennisprofi werden will.

Erinnerst du dich an dein erstes Turnier?
Mit 16 habe ich eine Wildcard für die Qualifikation am Stuttgarter Weissenhof bekommen. Damals bekam man einen Ranglistenpunkt wenn man die Quali mitgespielt hat. Das war für mich sehr hilfreich, weil ich dadurch anschließend zu jedem Future-Turnier (kleinste Kategorie im Profibereich) fahren konnte um mich anzumelden. Bei manchen Spielern dauert es lange bis sie den ersten Punkt holen. Ich hatte da Glück.

Mittlerweile bist du über das Future-Level hinaus. Wo spielst du lieber, vor 10 000 Zuschauern am Rothenbaum oder vor 50 in Eckental?
Am Rothenbaum spiele ich als Hamburger natürlich besonders gerne. Aber ich spiele die kleinen Turniere, um bei den großen dabei zu sein. Das ganze Drum und Dran ist auf der ATP-Tour einfach viel größer und natürlich gibt es dann auch mehr Geld zu verdienen.

Gutes Thema! Du musst Anreise und Unterkunft häufig selbst bezahlen.
Ja, wenn man nicht unter den ersten 150 der Welt ist, verdient man kein großes Geld. Man muss viel investieren, das bringt der Beruf mit sich. Bei Challenger-Turnieren kann man nicht reich werden. Der Unterschied zur ATP-Tour ist riesig.

Wie riesig?
Das kommt natürlich auch darauf an, wie man spielt. Bei der geringsten Kategorie der Challenger-Turniere gibt es 300-500 Euro wenn man in der ersten Runde ausscheidet. Davon bleibt dann nicht viel übrig. Scheidet man in der ersten Runde Wimbledon aus, kann man davon die zwei Wochen in London ziemlich gut leben. Allerdings, Wenn man Woche für Woche die Challenger-Turniere gewinnt, verdient man damit auch gutes Geld.

Was war dein Highlight-Match?
Lukas Rosol, erste Qualirunde in Wimbledon. Das war vielleicht verrückt damals. Ich habe Sonntags noch ein Challenger-Turnier gespielt und gewonnen. Danach habe ich den Flieger nach London verpasst, also sind wir Abends noch feiern gegangen. Cheeseburger und Bierchen. Am nächsten Morgen sind wir dann mit der Bahn nach London gefahren und ich musste direkt auf die Anlage. Unausgeschlafen, keine einzige Minute in der Saison vorher auf Rasen trainiert. Jedenfalls habe ich Rosol besiegt und auch alle weiteren Qualirunden sowie die erste Hauptrunde gewonnen. Normalerweise trainiert man vor Wimbledon zwei Wochen auf Rasen. Ich hatte dafür keine Zeit, bin einfach hingefahren und es lief super. Das war ein geiles Erlebnis.

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Holy Shit! Training bei 50 Grad!

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Du bist ja nun pausenlos in der Welt unterwegs. Verrätst du uns wo die Frauen am schönsten sind?
Generell in Skandinavien laufen schöne Frauen rum. Aber nicht nur die Frauen sind dort besonders schön.

Sondern?
In Bastad, Schweden, gibt es ein Turnier der 250er-Kategorie. Es wurde von den Spielern 11-mal in Folge zum besten Turnier der Tour gewählt. Eine Woche Damentennis, eine Woche Herrentennis – und drumherum eine Riesenparty jeden Abend. Tagsüber wird Tennis gespielt und abends gefeiert. Meine Freundin war dieses Jahr mit. Sie hat mich nicht alleine fahren lassen …

Julian, Danke für das Gespräch bis demnächst.

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