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Bernd Hölzenbein: „Ich gehe alleine ins Bett.“

„Das Holz“ wurde er früher genannt, dabei spielte er sanft wie eine Schneeflocke. Bernd Hölzenbein, Weltmeister von 1954, schwalbte sich am Rollfeld in Berlin-Tegel vor unser Mikro und sprach über duchzechte Nächte, Spielerfrauen und mit wem er ins Bett geht.

 

Herr Hölzenbein, der WM-Pokal in Deutschland. Ist es auch für Sie immer noch ein emotionaler Moment, wenn Sie diesen Goldturm sehen?
Wir mussten früh aufstehen, was mir ein bisschen schwer gefallen ist, weil wir gestern Abend länger unterwegs waren an der Theke. Aber so langsam erhole ich mich und mir geht es etwas besser. Die Aufregung hier und die ganzen Interviews, so viele Interviews habe ich in den letzten zehn Jahren nicht mehr gegeben wie heute in einer Stunde. Aber es ist schon ein tolles Erlebnis gewesen mit dem Pokal.

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Da müssen wir nochmal nachhaken: Wann waren Sie denn im Bett?
Das weiß ich nicht mehr.

Waren Sie denn der letzte?
Nein. Der Zweitletzte.

Nur Litti hat noch länger durchgehalten, oder?
Nein, der war mit seiner Frau essen.

Nun gut, lassen wir das. Sie sind spätestens seit 1974 weltberühmt. Ist so sein Leben Fluch oder Segen?
Ganz so ist es ja nicht. Eigentlich wird man immer nur aktuell, wenn wieder eine WM ansteht. Nur dann kommen die Anfragen vom Fernsehen und Talkrunden. Also eigentlich ist man nur alle vier Jahre präsent.

Ist es für Sie trotzdem ein besonderer Moment neben dem Pokal zu stehen?
Man ist unheimlich stolz. Denn es gibt ja nicht so viele, die das Teil gewonnen haben. Es gibt noch knapp über 40 Spieler, die das geschafft haben. Auf der Autogrammkarte steht Weltmeister ’74. Das ist schon ein stolzer Moment. Aber ich denke nun auch nicht, dass ich ein toller Hecht wäre.

Welche Gedanken kreisen Ihnen durch den Kopf, wenn Sie den Pokal sehen?
Ich hatte eben gar nicht Gedanken an damals, sondern eher ein Gefühl. Nämlich das, dass der Pokal doppelt so schwer ist wie ’74. Allerdings war ich 1974 auch viel jünger und somit könnte es auch daran liegen, dass ich heute in einem Alter bin, in dem es schwerer fällt ihn anzuheben. Wenn die beiden Kollegen mir nicht geholfen hätten, wäre das Ding beinahe runter gefallen.

1954, als Deutschland erstmals Weltmeister wurde, haben Sie in der Dorfgaststätte das Finalspiel gesehen. Machen Sie das 2014 wieder?
Ich war ’54 ja nur in der Kneipe, weil ich meinem Vater einen Platz freihalten musste. Da war ich acht Jahre alt. Und ich habe den Platz freigehalten und entsinne mich noch, wie alle gemeckert haben. Dann lagen wir 2:0 hinten und der damalige Trainer Sepp Herberger war verhasst. Und am Ende lagen sich alle in den Armen. Diesen Moment werde ich nie vergessen.

Sie haben alle Bücher von Ihrem Idol Fritz Walter gelesen. Gibt es denn heute auch einen Spieler im aktuellen Kader, von dem Sie sich ein Buch kaufen würden?
Nee, gibt es nicht.

Was meinen Sie: Sollten Spielerfrauen im WM-Quartier wohnen?
Nein, auf gar keinen Fall.

Warum nicht?
Die verunsichern die Mannschaft. Ich glaube in Amerika waren die mal dabei und das war nicht so optimal.

Wir haben gehört, dass der Pokal während der FIFA World Cup™ Trophy Tour sein eigenes Hotelzimmer in Berlin bekommen soll. Nun dürfen ja nur Weltmeister das Teil anfassen. Schon mit den Herren Littbarski und Eckel geklärt, wer ihn ins Bett bringt?
Ich weiß nicht, was die beiden ausgemacht haben oder ob sie mehr wissen als ich. Aber bei mir ist es so vorgesehen, dass ich alleine ins Bett gehe.

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Beenden Sie den Satz: Wir werden Weltmeister, weil…
… wir uns Zeit lassen und es muss nicht unbedingt in diesem Jahr sein.

Dann sind wir fertig.
Bernd Hölzenbein reißt die Arme hoch und sagt: „Ich konnte nichts anderes sagen.“
Woraufhin wir sagen: „Na komm, dann machen wir die letzte Frage noch einmal.“
Bernd Hölzenbein: „Ja, bitte. Nochmal.“

Herr Hölzenbein, wer wird Weltmeister?
Brasilien.

Harry Jurkschat

Seit Gründung mit auf dem brennenden BTB-Rasen. Im Gegensatz zu Semmler ist Jurkschat smart. Eine Mischung aus Mehmet Scholl und Günter Netzer. Der ewig 31-Jährige Insiderexperte harmoniert sich von Meppen bis Kiel, ist der Ausbügler und Staubsauger in der 2. Reihe. Dazu kommt aufgrund internationaler Fussball-Erfahrung (6 Länderspiele für Deutschland) Know-How im Wesentlichen. Manko: Bisweilen zu symphatisch und häufig mit den Sekretärinnen beschäftigt.