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Herr Zinnbauer, ist die 3. Liga nun ein Thema?

Es läuft bei der HSV U23 weiterhin wie geschmiert. Viertes Spiel, vierter Sieg und ganz nebenbei zum dritten Mal einen großen Favoriten geputzt. Drittliga-Träume? Nicht bei Joe Zinnbauer. Der übt sich im Understatement. Dabei warten nicht nur erste Antworten auf aufkeimende Fragen, sondern auch ein ganz besonderes Duell.


HSV-U23 Coach Josef Zinnbauer und Vorgänger Rodolfo Cardoso besitzen ihre erste Gemeinsamkeit in ihrer Tätigkeit als Trainer der zweiten Mannschaft vom HSV. Zugegeben eine, die ganz unterschiedlich interpretiert werden kann. Gemeint ist die meistens unbequeme Sache mit den unliebsamen Fragen, denen man sich als Trainer stellen muss, falls es mal nicht so wie erwartet läuft.

Nur mit dem Unterschied, dass die Fragen an Cardoso meistens mit Begriffen wie Abstiegskampf und Blamage konnotiert waren. Joe Zinnbauer hingegen, wer mochte daran vor Saisonbeginn denken, muss nun sogar Fragen zur Dritten Liga beantworten. Der einfache Grund: Die HSV-Zweite ist erfolgreich wie selten zuvor.

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Vier Siege aus vier Spielen, zwölf zu eins Tore – Tabellenführung! Gegen die Staffel-Beletage aus Goslar, Norderstedt, Oldenburg und Flensburg. Eine Hausnummer, die ein wahres Feuer der Euphorie im Umfeld der U23 entfacht haben dürfte.

Ist das etwa schon drittligareif, wollten wir wissen.

Zinnbauer wiegelt in der Korrespondenz mit BLOG-TRIFFT-BALL im schroffen, aber bekannt wohlklingenden Ton ab: „Die 3. Liga ist überhaupt kein Thema für uns“, und erklärt ganz nebenbei das große Warum: „Wir haben viele 18- und 19-Jährige im Kader, die sich erstmal an die Regionalliga gewöhnen müssen.“

Dabei steht die Dritte Liga bei einigen Zweitvertretungen innerhalb der Regionalliga-Nord hoch im Kurs. Besonders Wolfsburg und Bremen, im letzten Jahr den Meisterschaftskuchen unter sich ausspielend, machen keinen Hehl aus ihren Aufstiegsambitionen. Die unterste deutsche Profiliga sei die beste „Entwicklungsplattform“ für junge Talente, um sie auf den Profifußball einzustimmen.

Und auch aus dem Lager des HSV gab es in der Vergangenheit bereits Stimmen, die einen selbigen Werdegang für die jungen Rothosen anstrebten. Michael Schröder, einst Nachwuchschef, erklärte nämlich der „Hamburger-Morgenpost“ im vergangenen Dezember per Interview: „Wir wollen mit der U23 in die Dritte Liga. Das wäre der nächste Schritt. Es ist eine Profi-Liga, die ein höheres Spieltempo hat.“

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Eine Aussage, getätigt zu einem Zeitpunkt, als die Zweitvertretung des HSV gerade im unteren Tabellenmittelfeld versank. Doch lässt sich der Zinnbauer, im Sommer aus Karlsruhe an die Elbe gewechselt, partout kein Wort zu möglichen Drittligaplänen entlocken: „Ich werde die ‚3.Liga‘ nicht in den Mund nehmen.“, so der ehemalige Bundesligaspier, der immerhin etwas mutiger werdend bekennt: „Wenn wir die 40 Punkte erreicht haben, können wir über neue Ziele sprechen.“

Eine Zielstellung, die im momentanen Punktekurs in zehn Spieltagen erfüllt sein sollte. Vor allem aber, bereits in einigen Spieltagen neu unterfüttert werden könnte. Immerhin warten in den kommenden drei Wochen mit Wolfsburg und Bremen die letzten zwei verbliebenen Liga-Favoriten, die der HSV-Nachwuchs noch nicht vor der Brust hatte. Die zwei zweiten Teams, die mit möglichst offensiver Zielstellung in die Saison gegangen waren. Insbesondere das Duell an der Seitenlinie, ausgefochten zwischen Zinnbauer und Thomas Brdaric, verspricht dabei besondere Spannung. Immerhin machte Brdaric mit Neustrelitz im Osten vor, wie man aus dem Nichts, als neuer Trainer, eine Mannschaft zu Meisterschaftsehren in der Regionalliga führen kann.

Ebenso die Frage, wie der HSV in naher Zukunft die unerwartete Favoritenrolle annimmt. Schließlich warten nach den Topspielen mit der Zwischenstation gegen Lüneburg mit Cloppenburg, Rehden und Braunschweig klare Außenseiter. Fragen, auf deren Antworten man in Hamburg mittlerweile vorfreudig warten kann.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.