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maradona in wandsbek #1

maradonna in wandsbek

TRILOGIE: Zigarrenrauch und Männermuff, Pistolenschmauch und derber Suff. In der postindustriellen Brachlandschaft West-Wandsbeks kurvte im heißen WM-Sommer 2010 eine fette Corvette über den trockenen Asphalt. Drei breit-grinsende Gestalten grüßten den blutblauen Nachmittagshimmel. Einer von ihnen, ein kleines Dickerchen, pafft eine dicke Rauchschwade in die dreckige Luft. Der König des Fußballs in Wandsbek.

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Von Pfadfinder Jack

Der kleine Mann ging gebuckelt die Wandsbeker Chaussee runter. Er maß um die 1.55 Meter und war sehr gekrümmt. Sein mysteriöses Antlitz wurde komplettiert durch einen dunkelblauen Satin-Bademantel, der, XXL, viel zu groß über den Asphalt schlotterte und einer mutierten Riesendohle, die ihm krächzend auf der Schulter saß.

Würden Schoketten-Freddi und
Himbeer-Bruno seine Spur verfolgen?

Der kleine Mann hatte die Kapuze des Mantels tief ins Gesicht gezogen. Aus der dunklen Gesichtshöhle quoll dichter kubanische Zigarrenrauch.

Er bog nach knapp 40 Kilo Gewichtsreduktion vor drei Jahren und diverser Organtransplantationen seinen geschundenen Körper schwer schleppend in die Conventstraße, lugte kurz aus dem finsteren Gesichtsschatten hervor und maß innerhalb einer Hundertstelsekunde das Feld.

Würden Schoketten-Freddi und Himbeer-Bruno seine Spur verfolgen? Bruno hatte eigens 66 Hottentotten-Araber rekrutiert, um diesen kleinen Finsterling um den Erdball zu jagen. Seit nunmehr 24 Jahren floh er vor den Häschern Ben Nemsis und seiner angelsächsischen Kreuzrittermeute. Diese war genau 25 mal krummsäbelig um den Erdball geritten, um die Hand Gottes zu erhaschen.

Der kleine Mann ging in einen zwielichten Hauseingang, dunstige Schwaden umnebelten die Szenerie. Am Hauseingang Conventstraße 32 waren drei Schilder angebracht: „Dr. med. Marcus Seelhauer, Facharzt für schizoide Persönlichkeitsspaltung“, „Eva Terracotta, billigste Edelnutte Hamburgs“ und „Pfadfinder Jack, Trendscout für Abnormalitäten“.

Der kleine Mann, aus dessen Kapuze nun dunkle Augenschlitze und ein graumelierter Vollbart lukten, verschwand hinter der Tür von Doc Seelhauer. Kurz darauf hatten auch schon Freddi und Bruno Stellung bezogen. Seine Fährte war leicht eruierbar. Immer dem Zigarrendampf nach. Sie setzten sich im Schneidersitz auf den Asphalt im tiefsten Wandsbek, es war Hochsommer und das Termometer schlug um diese Uhrzeit, 8.30 Uhr morgens, bereits auf 35 Grad an. Freddi, dessen Fresse noch immer dichtschwollen war, weil ihm eine Horde durchgeknallter Nazipolen die Fresse poliert hatte, stieß derbtrockene Flüche aus. Dunkle Sonnenbrillen überzogen die finsteren Visagen der Beiden. Bruno streute eine fette Line Koks auf den Asphalt. Sie saugten das edle Gift mit einem Fünf-Euro-Schein in die verätzten Nasenwände.

Vollgekokst mit schlechtester Kiezware

Zwei Wochen waren sie hinter dem kleinen Mann her gewesen, hatten ihn von Capetown über Bloemfontaine 10.000 Kilometer per Flug von der südlichen auf die nördliche Halbkugel der Erde gejagt, sicher vermutend, er habe die 1000 Kilo weißestes Puder, dass Idi Amin, nämlich nicht 2003 elendig verreckt, sondern 30 Jahre in den Bergen Afghanistans untergetaucht, in einer fingierten Militäraktion in Kuba, Castro und seinen Schergen nur einen Tag vor WM-Beginn abgejagt, und diesem kleinen dicken Mann, über ostbengalische Expressboten in Düsenjägern, pünktlich zum ersten Vorrundenspiel der Gauchos, in die hellblau-weiß dekorierte Umkleidekabine geschmuggelt.

Nun dies: Vollgekokst, bis in die äußersten Kleinzeh-Kapillaren, mit schlechtester Kiezware, lauerten und lauschten sie der Sitzung des Psychiaters am offenen Fenster. Freddi rasierte grad mit dem Krummsäbel seine Kotletten, Bruno popelte sich blutigen Fischeiter aus der Nasenhöhle, da kriegten diese beiden Fahrensmänner der Bosheit die Mäuler mit den falschen weißen Zähnen nicht mehr zu. „Puhuuu“, hallten tiefstes Mitleid erzeugende heulende Weinkrämpfe in den Wandsbeker Sommerdunst. „Ich größte Fußballe von immer“, so die Beichte. „Dann abstürzt, Gott Strafe für Hand“, „puhuuuuuuu“. Kalle, das letzte Mal geheult, als er seiner Oma wegen drei Mark 1955 als Siebenjähriger den Wanst aufgeschlitzt hatte, schluckte trocken.

Das Heulen des kleinen Mannes drang weiter in die spermaverseuchte Luft im Osten Hamburgs: „Ich seit sieben Jahren nur Puderzucker naschen. Puhuuu. Amin, Drecksau, mir immer Angst machen mit Söldnerkommando. Ich große Klappe, aber nur Fußball spielen wolle. Immer böse Männer mich ausnutzen. Puhuuuu. Du mich heilen, ich wieder zurück zu Finalrunde in Southafrica und WM gewinnen. Deutschland nix gut. Besser Psychater, deutschi Fußball aber Nazikacke.“

Der Blick zwischen Freddi und Bruno war eindeutig. Schlagartig änderten sie ihre Strategie. Amin, der mit der 1000-Kilo-Ware längst über den Hindukusch getürmt war und dort als Wegzoll internationale Kampftruppen mit derbstem Turbokoks in die wildesten Frontböcke transformierte, würden sie sich später vorknöpfen. Nun galt es, den kleinen Mann wieder aufzubauen. Ehrliche Luden würden schließlich zusammenhalten. Zumal dieser abermals von falschen Freunden betrogen worden war.

Den Billigpuff bis zum Finale behaupten

Das Koks hatten nämlich zwei Abtrünnige der Albiceleste aus Südafrika in den Hindukusch geschmuggelt. Während ihr Meister aufopferungsvoll für den WM-Titel seine Psychose in HH-Wandsbek heilen sollte, waren diese beiden Verräter nämlich in der Mitte der beiden Erdpole Kapstadt und Wandsbek auf Amin gestoßen. Es war ein narbengesichtiger Gaucho mit dem Kampfnamen Apache und ein einst zwergenwüchsiger Milchbubi, auch noch des Maestros Lieblingsschüler.

Wochenticker 01: Intim! Schnelsen Trainingspläne aufgetaucht
Wochenticker 02: Transfers. Gerüchte. Fixes.
Wochenticker 03: Explosion der Victoriabomben
Wochenticker 04: Rahns Transfer und Wedeler Visionen

Zwischendurch hatte sich in Wandsbek eine andere Szenerie aufgetan. Im Laden Kante 77, gleich um die Ecke, waren 66 meuternde Hottentotten-Araber um Ben Administratorlator, Efendi KuntaKinte, Bokassa, Frank Nitti und Co aufgetaucht und hatten die dort ansässige Albaner-Clique kurzerfaust plattgemetzelt. Der Laden war gekentert, nun galt es, diesen Billigpuff bis zum Finale zu behaupten.

Es roch nach Diesel, Hundekot und altem Sex

Eine Vorhut um Karnickel und Guido Quiller kreuzte die anliegenden Straßen, zu schauen, ob die Albaner nicht zum Rächen eine in Bremen schlafende Talibanfraktion angekarrt hatte, wie ihr Anführer durch seine rausgeschlagene Zahnfront auf der Flucht noch angedroht hatte. Da, plötzlich, Karnickel, selber einmal kongenialer Sturmtank eines präpotenten Freizeitfußballkonstrukts, traute seinen Augen nicht. Eine sieben Meter lange silberne Corvette kreuzte millimeter-scharf an der Ecke Hammer Steindamm/Wandsbeker Chaussee an dem Stoßtrupp, dem auch malteboateng und Flitzekacke Rübe angehörten, vorbei. Aus dem Coupé lugten drei höchstdubiose Gestalten.

„Maradona“, jauchzte Karnickel ehrfurchtsvoll. Dieser, seiner schizoiden Psychose nach 25 Jahren endlich befreit und seines riesigen Bademantels entledigt, ließ einen langen schweifenden Blick über das postindustrielle Wandsbeker Beton-Panorama streifen. Es roch nach Diesel, Hundekot und altem Sex.

Im Hintergrund mischte sich zu knatterndem Lastergrollen Kampfgeräusche und Wimmern. Eine Horde HSV-Hooligans hatte im naheliegenden Park die Meute flüchtender Albaner aufgetan und möbelte in allerfiesester Manier.

Maradona, flankiert von Freddi, Bruno saß alleine vorne am Steuer, spuckte einen riesengroßen giftgrünen Flatzen Nebenhöhleneiter auf die Straße, der Chauffeur drückte auf die Tube. Karnickel hörte den Meister noch fluchen: „Da, Du schauen, Momento fürs Leben, Maradona in Wandsbek.“ Freddi grinste diabolisch, während er der Riesendohle auf Maradonas Rücken, die ihm ins Ohr gehackt hatte, genüsslich mit seinem Taschenmesser die Kehle durchschnitt.

Während er die Corvette auf schnellstem Wege zum Flughafen steuerte, schließlich galt es, pünktlich in Südafrika zum Beginn der Finalrunde einzutreffen und sich auf halber Strecke noch Amin zu schnappen, schlenderte der Stoßtrupp um Karnickel, Quiller und zwei weiteren Schergen in die Kante 77 zurück. Dort angekommen erstatteten sie Bericht.

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„Kleiner untersetzter Maradona“

Die Meute hatte den Billigpuff inzwischen mit Girlanden geschmückt, Ratze nuckelte an einer Flasche mit himbeerrotem Tritrop, Nitti, der anonym, was niemand wusste, als Pfadfinder Jack in diesem roten Backsteinhaus, wo das große Fußballidol therapiert wurde, als härtester Scout der westlichen Hemisphäre, agierte (er hatte nämlich den Maradona-Deal eingefädelt), ballerte Maschinengewehrsalven als Salut über die angegammelten Holzdielen. Der Trupp erzählte seine Story. Die Meute lachte, wohlwissend, in einer Woche würde Schluss sein mit der Gauchos Hoffnung auf eine bessere Welt.

Während eines trocken-heißen Spätjuni-Tages dröhnte eine jubelnde Hymne zu den Klängen Biene Majas aus einer mit Einschusslöchern durchsäten Kneipe, einst ein albanischer Billigpuff, über die Straßen Wandsbeks: „Aus einem unbekannten Land, kommt dieser kleine dicke Mann. ………… . Und dieser Gaucho, den ich mein‘, heißt Maradona; kleiner untersetzter Maradona; Samstag geht’s für dich nach Haus, Argentinien fliegt dann raus. Wir sagen: Pack schon mal die Taschen, Maradona, du musst uns jetzt verlassen, Maradona; schade für euch Argentinier; Mara, (Chorus) Mara, Mara, (Chorus) Mara, wisch dir die Träne vom Gesicht!“

„Mit der Havanna im Gepäck, feierst du gerne jedes Tor; das interessiert uns einen Dreck, denn dass kommt leider nicht mehr vor (dreckiges Lachen); und dieser Gaucho, den ich mein‘, heißt Maradona…… .“

Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.